Ironman Maastricht

Kleine Fehler – grosse Wirkung

Vorgeschichte:

Am 2. August hab ich mich dem Abenteuer Ironman Maastricht gestellt. Eigentlich wollte ich ein Montainbikerennen an diesem Wochenende fahren, aber da das sicherlich auch 7-8h gegangen wäre und ich lieber triathlonspezifisch für den Ironman Barcelona testen wollte, entschloss ich mich zwei Wochen davor, mich für Maastricht zu melden. Diese Entscheidung war auch im Nachhinein gesehen die richtige, einfacher gemacht hat mir auch mein Schaden am Bike beim Megathlon, das noch einige Zeit nicht einsatzbereit ist.

Vor dem Rennen habe ich viel an der aerodynamischen Position getüftelt und wollte für die schnelle Strecke auf jeden Fall gewappnet sein und alle Register ziehen. Dazu gehörte auch nur eine Wasserflasche und eine Gelflasche, in der die gesamte Ernährung für die Strecke drin war. Der Rahmen musste ja schliesslich clean bleiben.

Der Wettkampf selbst:

Die Bedingungen waren hervorragend. Blauer Himmel und mein erster rolling start waren gute Vorboten, denn der Start war wirklich einfach, nur mit fünf anderen circa rein in die Maas springen und dann von Anfang bis zum Ende gemütlich im Wasserschatten hinterherschwimmen. Zu Beginn habe ich zwei überholt, dann hat sich das Feld bereits sortiert, vorne konnten alle anständig schwimmen und ich suchte meinen Rhythmus und ließ mich auch durch den kurzen Ausstieg und die dort kurzzeitig sehr schlechte Wasserqualität nicht großartig beeindrucken. Beim Rückweg bin ich dann konservativ hinterhergeschwommen und habe versucht Kräfte zu sparen. Der neue Neo fühlte sich dabei wirklich super an.

Dann kam der Wechsel, dabei erfuhr ich die Zeit und die Platzierung, 25. aller Agegrouper, fand das sehr gut und freute mich zunächst sehr aufs Rad fahren. Dort wieder erstmal Rhythmus finden, dann ein paar einfangen, dann fing ich so circa 10 ein und dachte mir, dass da nicht mehr viele Agegrouper vor mir sein konnten. Dann entschloss ich mich gar nicht weiter nach vorne zu fahren, weil ich dachte, dass ich sicher unter den Top5 der AK bin. Ausserdem hatte ich auch den ganzen Tag über nur solide Beine, aber nicht die Monsterbeine, mit denen ich auf flachen Strecken sonst sehr vielen weh tun kann. Vom Tempo her merkte ich bald, dass ich meine Zielzeit von 4:40-4:45h auf dem Rad über Board werfen konnte, weil die Strecke mega langsam war. Dies lag an verschiedenen Punkten, extrem verwinkelter Parkours, viel Kopfsteinpflaster, Kieswege, 50% mehr Höhenmeter als angegeben, den Coberg vom Amstel Gold Race sind wir 4x hochgefahren und zu guter Letzt gut 185km. Deswegen revidierte ich mein Ziel nach der ersten Runde und wollte nur circa 5h fahren, mich aber nicht verheizen, denn ich fühlte mich fürs Laufen in der Vorbereitung sehr stark.

Bei den Verpflegungsposten wechselte ich immer eine Wasserflasche, was für mich in der Nachbetrachtung ein Fehler war, da hab ich mir vermutlich schon ein leichtes Defizit eingehandelt, bei km 120 hab ich entweder zu wenig oder gar nichts mitgenommen, weil da die Strecke gerade wieder so eckig war und man sehr konzentriert fahren musste, das brach mir das Genick, ab dann kamen die Berge und ich hatte ab 130 so gut wie nichts mehr zu trinken und es wurde zunehmend wärmer, ab 140 war ich leer und es zog sich ewig bis 170. Dabei bin ich schon eingebrochen, aber die anderen sind hier auch nur ähnlich langsam gefahren, das Problem mit der Unterversorgung auf diesem Streckenabschnitt hatten sicherlich viele Athleten, aber wer mich kennt, der weiß, dass ich immer viel Durst habe;-)

Naja die zwei Flaschen, die ich dann getrunken habe, konnten das Dilemma nicht mehr verhindern. Krämpfe im ganzen Körper bahnten sich am Ende des Radfahrens an, ich schob es zu dieser Zeit aber auch noch auf die neue und extreme Zeitfahrposition. Beim Wechsel zum Laufen dachte ich nur „oh mein Gott, wie soll ich denn jetzt bitte einen Marathon laufen!“. Ich hatte in der vorderen Oberschenkelseite übelste Krämpfe und rannte mit einem Belgier Schulter an Schulter, wissend, dass wir um Platz 5 in der AK kämpfen los. Ich versuchte mir keinen Druck zu machen und mich locker zu laufen, das ging nach 3km sogar etwas, ich fand einen lockeren Rhythmus von circa 4:30min pro Kilometer, was ich circa durchlaufen wollte, aber dann kamen immer wieder Krampfschübe, die in verschiedenen Bereichen auftraten, mich zu Gehpausen, Dehnen und sogar zum Weinen vor Schmerz zwangen. Ich wusste sofort, dass das noch ein sehr langer Tag werden sollte.

Auf die Zeit habe ich nicht mehr geachtet, nur noch darauf, dass ich die Lauftechnik so umgestellt habe, dass die Krämpfe nicht so kamen, aber das ging einfach nicht. Getrunken habe ich extrem viel, Salz genommen auch, das ging alles gut, aber verhindern konnte ich die vielen Laufpassagen einfach nicht. Man war das bitter…Aufgeben, klar kam mir das in den Sinn, aber nur kurz, denn Barcelona wartet auf mich im Oktober. Aber zu Ende bringen wollte ich diesen Ironman dann doch. Am Ende war meine einzige Motivation, immer wieder mit Joggen zu beginnen die, dass die Schmerzen dann früher zu Ende sind. Und das merkte ich dann noch lange danach. So verhärtete Stellen hatte ich noch nie.

Danach:

Ich bin froh, dass ich viele Erfahrungen aus dem Wettkampf gezogen habe und werde auch meine Position wieder etwas konservativer gestalten. An meiner Form und an meinem Training bzw. an meiner Planung für Barcelona werde ich nichts großartig verändern, denn damit bin ich sehr zufrieden und sehr zuversichtlich. Meine Wattwerte waren gut, und beim Laufen weiß ich, dass ich viel mehr drauf habe. Jetzt erhole ich mich noch aktiv und steige dann Schritt für Schritt wieder ein und freue mich noch sehr auf einige kleinere und den großen Saisonabschluss in Barcelona.