ETU Mitteldistanz EM Walchsee

Olympischer Gedanke am Kaisergebirge

“ Dort, wo ein See am zahmen Kaiser liegt und seine silber Wellen leise wiegt, am Strand ein Dorf, das seinen Namen trägt, es nennt ihn jeder froh, wohin man auch immer fliegt. Das ist der Walchsee im schön´ Tirolerland…“

Grias eich un servus! Es gibt Neues zu berichten. Der letzte Bericht liegt nun doch schon wieder einige Zeit zurück und ein weiteres Saison-Schmankerl sollte doch noch folgen. Leider war es alles andere als ein leichter Weg, überhaupt in den Geschmack dieses Schmankerl zu kommen. Eine sehr hartnäckige Muskelverhärtung in der Wade hat meinen Plan, das letzte Saisonrennen bei der Europameisterschaft über die Mitteldistanz am Walchsee in Österreich zu bestreiten, bis zuletzt auf sehr wacklige Beine gestellt. Gute 6 Wochen, die geprägt waren von Behandlungen, Laufversuchen, die bereits nach 5 Minuten endeten, weil laufen unmöglich, erneut Pause, etc. So verstrich eine Woche nach der anderen, die Challenge Walchsee-Kaiserwinkel kam immer näher. Die Nominierung durch den Deutschen Triathlon Verband war bereits da. Ich wollte doch meine Leistung von Lissabon bestätigen. Diese Pläne wurden nun mehr und mehr runtergefahren. Zuletzt wollte ich einfach nur an den Start gehen können. Auf alle Eventualitäten eingestellt und durch den Kopf gehen lassen… bereits nach dem Radfahren aufhören, versuchen zu laufen, um ggf. dann auszusteigen, oder gar irgendwie das Ziel erreichen und so einen versöhnlichen Saisonabschluss zu „feiern“. Je näher der Wettkampftag rückte, desto größer wurde der Druck und die Anspannung, was meine Wade dort mit mir macht. Schwimm- und Radform waren absolut da und wollten ausgespielt werden. Wäre da nicht der Ausfall von 6 Wochen Lauftraining.

In der Woche vor dem Start schien sich die Wade endlich etwas zu entspannen. Nach einem letzten Laufversuch über 45 Minuten war klar… Walchsee, ich komme! Ganz nach dem Olympischen Gedanken „Dabeisein ist alles“ – nur wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat bereits verloren!

Der schöne Ort Walchsee empfing uns mit traumhafter Kulisse und perfektem Wetter. Alles war angerichtet. Der See: eingebettet in die Bergformation Tirols, die Radstrecke: sehr anspruchsvoll aber genau mein Ding, die Laufstrecke:hab ich mir vorher erst gar nicht angesehen  Im Rahmen der Challenge Walchsee-Kaiserwinkel wurde, wie bereits erwähnt, in diesem Jahr auch die ETU Europameisterschaft über die Mitteldistanz ausgetragen. Noch einmal im Nationaltrikot internationale Luft schnaufen. Mit dem Nebel, der sich am Wettkampfmorgen über dem See erhob und den ersten Sonnenstrahlen des Tages, die über den Berggipfeln aufging, verschwand auch die Aufregung. Ich wollte nach dem Stress der letzten Wochen einfach nur loslegen. Da war es wieder, das Gefühl von tiefster Bestätigung – das ganze Training, die Mühe um die Wade, die Entbehrungen, all das, was einen oft zweifeln lässt. Es wich schlagartig der Bestätigung, dass es genau diese Momente sind, warum ich diesen Sport so sehr liebe!

Mit den ersten Armzügen im Wasser spürte ich bereits, dass ich mich heute richtig gut fühlte, dass ich zumindest bis zur 2. Wechselzone einen ordentlichen Job machen könnte. Durch den „Rolling-Start-Modus“ bei dem alle 5 Sekunden 8 Athleten in den See springen, entfällt zwar das Hauen und Stechen auf den ersten 100m, aber ebenso weiß man durch die Nettozeitnahme auch nie, an welcher Position man sich bewegt. Später erfuhr ich, dass ich mit der 2. schnellsten Schwimmzeit meiner Altersklasse (30-34) aus dem Wasser stieg. Zwischen den über 2000 Rädern sofort das Richtige, also meines, gefunden und rein in die 2 Runden, a 45Kilometer. Zunächst mit angezogener Handbremse, um nicht zu früh wertvolle Körner zu verschießen, zog ich auf dem Weg in Runde 2 kontinuierlich das Tempo an. Ich hatte, Druck in den Beinen, hatte Spaß auf dem Rad und konnte hier und da sogar die Kulisse genießen. Aber je näher ich der 2. Wechselzone kam, desto mehr wanderte mein Fokus in die beinahe unterste Etage meines Körpers. Was macht sie, was sagt sie, ist sie bereit für einen Halbmarathon?! Runter vom Rad und rein ins Vergnügen…läuft! Und das gar nicht mal so schlecht. Rhythmus gefunden, Schritt um Schritt um den See. Bestenfalls 4 Runden um selbigen. Bisschen hoch, bisschen Runter, bisschen warm. Die Sonne stand nun hoch und die Temperatur stieg. Aber das sollte nicht das Problem sein. Nach der 1. Runde dachte ich mir, bisher kein Schmerz…da geht noch eine weitere Zwischenzeitlich entwickelte sich nebenher eine live Berichterstattung von meinem Dad an der Strecke an meine Freundin zu Hause. Erfreulichste und wichtigste Übermittlung dabei: „ER LÄUFT IMMER NOCH!!!“

Daran sollte sich auch bis zum Ende nichts mehr ändern. Zwar wurde ich mit jeder Runde langsamer und die Oberschenkel fester, aber ich zog durch… bis ins Ziel. Wie beim Schwimmen, legte ich auch beim Radfahren die 2. schnellste Zeit auf den Asphalt. Dies konnte natürlich nicht halten und so ging es noch einige Plätze nach hinten. Am Ende freute ich mich sogar ein wenig über den 10. Platz in der Altersklasse 30-34. Awa, da wirst jo nu deppert…was wäre da bei normaler Laufform möglich gewesen?!

Diesen Gedanken habe ich bald verdrängt… ich sollte froh sein und mich über das Finish freuen. Die Wade hielt, die Form in den ersten beiden Disziplinen war prima und so nimmt eine höchst erfreuliche und schöne Saison ein würdiges Ende.

Mit dem Laufen ist es eben wie mit Blumen… werden sie nicht gegossen, gehen sie ein / ohne Training, keine Leistung! Woher sollte es auch kommen. Nun soll sich diese Blume erst einmal erholen- ich werde sie neue setzen, pflegen, gießen und mich hoffentlich an ihrem Wiedergedeihen freuen, bis sie im nächsten Jahr dann hoffentlich wieder blüht

Als Souvenier hab ich mir einen mächtigen Muskelkater aus Tirol mit nach Hause genommen. Den hab ich mir mehr als verdient