Iroman Vichy

Bericht von Matze

Nach der frustrierenden Windschattenrennen in Barcelona 2016 entschied ich mich nach kurzer Zwangspause im Mai, nicht nach Boulder, sondern etwas später nach Vichy zu gehen. Als ich dort die Strecke im Sommer abfuhr merkte ich, dass sie mir sehr lag, leichte Wellen, die man aber noch wunderbar drücken kann. Ich bin bereits im Training dort mit 37,8km/h auf der Strecke rumgeballert. Da es im Training auch bei den anderen Disziplinen im Sommer hervorragend lief, rechnete ich mir Chancen aus, auf eine deutliche Zeit unter 9h und damit dann meistens auch der Qualifikation für Hawaii.

Als Thomas sich dann nach seinem tollen Ironman in Frankfurt entschied, dass er auch nach Vichy geht und dort nochmal richtig angreifen will, da freute ich mich noch mehr. Die letzten zwei Wochen vor dem Wettkampf fühlte ich mich zwar nicht mehr ganz so gut, aber ich war mir noch immer sicher, dass ich vor allem schneller laufen kann, als jemals zuvor in einem Ironman.

Doch leider bin ich zehn Tage vor dem Ironman ziemlich gestürzt, vor allem der Ellenbogen war das Problem, weil die Position, an dich ich mich so lange gewöhnt habe, konnte ich einfach nicht mehr fahren, weil der Arm genau da offen war und stark geprellt. Deswegen tat ich mir mit der Zielsetzung vor dem Wettkampf ziemlich schwer und beschloss dann einfach wirklich alles zu geben und mit einem guten Resultat die Triathlonsaison 2016 zu beschließen.

So ging ich an die Startlinie und stellt mich mit Thomas am Ende des 55er Schwimmblocks hinein. Ich schwamm lediglich in der Badehose und musste schon ziemlich viel Beinschlag machen, was ich nicht so eingeplant hatte, doch die Arme fühlten sich ok an und so schwamm ich ein solides Tempo auf der etwas zu langen Strecke. Zwei Mal drehte ich mich um, wer mich da immer an die Füße klopft und ich freute mich, als ich gesehen habe, dass es Thomas war. Das Tempo muss ok gewesen sein, es überholten uns höchstens zwei Athleten und wir auch nicht viel mehr. Daher wussten wir, dass wir vorne gut dabei sind.130_m-400516540-DIGITAL_HIGHRES-1330_011247-3445105

Nach 1:02h stiegen wir gemeinsam aus der Allier. Ich musste mich komplett umziehen und hatte etwas Mühe in Aeroeinteiler und Handschuhe zu kommen und Thomas war etwas flinker. Dann gings aufs Rad und ich war von mir selber sehr gespannt. Es fühlte sich leider nicht gut an und ich hatte Mühe meinen Rhythmus zu finden. Nach 15km fuhr ich dann zur Gruppe Thomas auf, fühlte mich aber nach wie vor höchstens ok, wunderte mich aber, dass von hinten nie jemand kam, den ganzen Wettkampf übrigens nicht. Nach kurzem Gespräch mit Thomas wie es weitergehen sollte, entschied ich mich für den Weg nach vorne weg von der Gruppe – Thomas wollte oder konnte nicht mit 😉161_m-400516540-DIGITAL_HIGHRES-1330_043041-3445136-1

Mein Tempo empfand ich nicht als hoch, weil ich ja wusste, dass ich bereits im Training schneller war, als im Wettkampf, was mir sonst nie passiert. Trotzdem fuhr ich ein sehr einsames Rennen. Leider kamen die Probleme viel zu früh, so dass ich wusste, dass das heute eine ganz schwierige Nummer werden würde…. Ab Kilometer 30 hatte ich die ersten Krämpfe am Hinterteil, kurz darauf dachte ich, ich habe jetzt einen Hexenschuss….ich konnte die Position, die ich sonst fahre, aufgrund des Sturzes nicht einnehmen und die veränderte Position muss das wohl ausgelöst haben, denn ich habe so etwas, egal bei welchem Tempo mit der alten Position noch nicht erlebt.

Die Landschaft konnte ich daher auch nicht genießen und Ablenkung gab es leider auch wenig, ab und an habe ich einen aufgesammelt und überholt, dann langsam die Profimädels überholt und dann war ich ganz allein, ich dachte teilweise, dass nur noch die Profimänner vor mir sind und sonst niemand mehr…..und dann dämmerte es mir irgendwann, dass da vorne noch einige Agegrouper sein müssen….dann nämlich als ich merkte, dass ich zwei weibliche Profis nicht überholt habe und die unmöglich so schnell sein konnten wie ich, war mir klar, dass die in einem Feld mit den sehr schnellen Age-Groupern drinhängen.

Dann dachte ich mir, was solls, ich ziehs durch und versuch es einfach, habe mich immer gut verpflegt, Salz etc. und habe erst ab km 170 wieder jemanden gesehen, die Krämpfe haben sich inzwischen auf den ganzen Körper verteilt und ich konnte mir nicht vorstellen, wie der Marathon werden soll, auf den ich mich mit Abstand am besten vorbereitet habe. Auf den letzten Kilometern versuchte ich mich zu lockern, was mir auch minimal gelang. Dann in der Wechselzone sah ich, dass doch einige Räder schon wieder da waren und dachte mir nur, wo waren die bitte den ganzen langen Tag? Wie schnell sind denn die bitte gefahren, wenn ich hier in 4:42h unterwegs gewesen bin? Naja egal, dann beim Laufen hatte ich leichte Krampfansätze, in Oberschenkeln und Ellenbogen, aber das kannte ich und das bestärkte mich, weil ich wusste, dass man auch so einen Marathon laufen kann, das habe ich schon einmal geschafft. Das Wetter war kurz etwas kühler und ich konnte die Pace von circa 4:20min anlaufen die ersten 20km. Denn ganz zu Beginn erfuhr ich, dass ich 7. In der Altersklasse war und nur 3min Rückstand auf Platz 3 hatte. Durch meine Pace konnte ich bis auf Platz vier laufen und hatte nur noch 30 Sekunden auf Platz 3. Ich bewegte mich die ganze Zeit aber voll am Limit, dann kamen nach und nach die Krämpfe und ich musste den ein oder anderen Schrei ablassen.

Mir war klar, dass ich keine Chance auf einen Slot haben könnte, erfuhr aber, dass die anderen auch teilweise schwer zu kämpfen hatten und merkte, dass ich auch später noch Athleten vor mir überholen konnte, die noch mehr einbrachen, allerdings auch von Athleten von hinter mir überholt wurde. Die letzten beiden Athleten passierten mich bei Kilometer 40 und 41, ich wollte kontern und brutale Krämpfe ließen mich nur noch schreien. Auch im Zielkanal versuchte ich nur leicht zu beschleunigen und so etwas habe ich noch nie erlebt, ich konnte keinen Jubel genießen, die Beine gingen einfach nicht mehr, alles krampfte und ich dachte, das gibt’s doch nicht, es war mir echt peinlich, wie ich schreien musste vor all den Leuten.

Naja, insgesamt bin ich mit meiner kämpferischen und psychischen Leistung sehr zufrieden, die physische kann ich nicht ganz einschätzen, bin aber zufrieden, dass ich an einem normalen Tag immer noch ein Finish in 9:10h hinbekomme und schon noch Bock habe, auf diversen Strecken zu randalieren, und mit einem richtig schnellen Marathon habe ich auch noch eine Rechnung offen, das sag ich euch hiermit schonmal!

Danke nochmal an dieser Stelle an alle Sponsoren und Betreuer ohne die es nicht ginge!!!